Aktuelles
Building Bridges: Das Vorzimmer der COP31 in der Schweiz.
Von Patrick Odier. Ehemaliger Senior Managing Partner der Lombard Odier Gruppe.
Die COP im Jahr 2026 auszurichten, wäre ein echtes Projekt für die Schweiz und die Schweizer. Es wäre auch eine Gelegenheit für Innovationen, indem ein vernünftigeres Format vorgeschlagen wird, das sich an die Umweltbeschränkungen anpasst und die Themen der Agenda besser auf Themen ausrichtet, bei denen die Schweiz über besondere Kompetenzen verfügt. Eine Grundsatzentscheidung des Bundesrates wird bis Anfang November 2022 erwartet.
Konkrete Verpflichtungen für mehr Wirkung
Die dritte Ausgabe von Building Bridges zeigte den Weg nach vorne. 6. Oktober 2022 in der Schweiz über 2000 Teilnehmer aus 51 Ländern und fast 16.000 Menschen zusammen, die sich einloggten, um die 68 Veranstaltungen des Programms zu verfolgen oder daran teilzunehmen.
In der Tat könnte Building Bridges ein Schritt in der Vorbereitung einer Schweizer Kandidatur für die COP 2026 sein. Building Bridges nutzt das einzigartige Ökosystem der Schweiz und hat es mit Unterstützung der Bundesbehörden geschafft, Akteure aus dem Finanzsektor, internationalen Organisationen, Universitäten, NGOs, dem öffentlichen und privaten Sektor und der Zivilgesellschaft für ein gemeinsames nachhaltiges Ziel zusammenzubringen.
Über die guten Absichten hinaus haben sich alle diese Akteure mobilisiert, um konkrete Verpflichtungen einzugehen, um den nachhaltigen Übergang zu beschleunigen. So wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen, die bereits bei der zweiten Ausgabe von Building Bridges im Jahr 2021 angekündigt wurden: insbesondere die "Swiss Climate Scores", die im Juni 2022 vom Bundesrat verabschiedet wurden. Sie messen nicht die ESG-Kriterien eines Unternehmens, sondern seine Ausrichtung auf das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel der Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Darüber hinaus sind viele Finanzakteure dabei, die Portfolios ihrer Kunden entsprechend ihrer Sensibilität für diese nachhaltigen Herausforderungen umzugestalten.
Die Finanzbranche: ein wichtiger Hebel zur Beschleunigung des Übergangs
In diesem Jahr wurden bei Building Bridges zwei neue Organisationen angekündigt, die sich mit Lösungen zum Schutz der Natur befassen: Nature- Finance und Innovante for finance. Aber wir müssen noch mehr tun, was die Ausbildung, die gemeinsame Sprache, den politischen Willen und die Investitionen betrifft, um schneller eine größere Wirkung zu erzielen.
Trotz dieser realen Fortschritte sind die Fortschritte nicht schnell genug. Insbesondere müssen die Rating-Systeme für Unternehmen, die eine Auswahl treffen und das Kapital in die tugendhaftesten Unternehmen lenken, klarer sein und auf einer wissenschaftlichen und transparenten Grundlage beruhen. Aber machen wir uns nichts vor, die Finanzwelt ist nicht allmächtig. Sie kann die Unternehmen bei ihrem Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft begleiten, unterstützen und stimulieren, aber sie kann nicht die industrielle Aktivität oder die Gesetzgebung der Staaten ersetzen. Wir sollten nicht von der Finanzwelt verlangen, zu sagen, was erlaubt oder verboten ist, oder zu beurteilen, ob der Einsatz von Schneekanonen in 2000 m Höhe zulässig ist oder nicht. Diese Entscheidungen müssen von den zuständigen Behörden getroffen, begründet und diskutiert werden.
Der Finanzsektor kann und darf diese gesellschaftlichen Entscheidungen nicht alleine treffen. Tatsächlich benötigt der Finanzsektor dringend die Führung und den Ehrgeiz der politischen Entscheidungsträger und der Realwirtschaft, um eine größere Wirkung zu erzielen. Eine der Herausforderungen der COP27, die Anfang November in Ägypten beginnt, wird die Fähigkeit der Politiker sein, der Versuchung kurzfristiger politischer Gewinne zu widerstehen, d.h. ihre Aufmerksamkeit auf die politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile zu richten, die in einigen Jahren und nicht in einigen Wochen erzielt werden können.
Die kollektive Unvorbereitetheit auf extreme Wetterereignisse und die beispiellose globale Angst um die Sicherheit der Energie-, Nahrungsmittel- und Rohstoffversorgung sprechen für einen radikalen Sprung nach vorn bei der Neuausrichtung unseres Wirtschaftssystems auf die Grenzen unseres Planeten.
Höheres Ziel
Das derzeitige Modell des Wirtschaftswachstums mit seinen erheblichen Kollateralschäden muss in der Tat mit Hilfe der Finanzakteure und aller Interessengruppen neu überdacht werden. Dies ist der Grund für die Existenz von Building Bridges, die zeigen, dass dies möglich ist. Aber die Schweiz kann und sollte mit dem Schwung dieser Veranstaltung, die ihre Relevanz bereits unter Beweis gestellt hat, nach Höherem streben.
Unser Land genießt einen unvergleichlichen Ruf im Multilateralismus, dank seiner diplomatischen Agilität, seines UN-Erbes und seiner Neutralität. Was in der Schweiz im Dienste der humanitären Aktion und der Diplomatie erreicht wurde, ist eine universelle Referenz. Als Gastgeber der COP 2026 wäre die Schweiz an ihrem Platz, im Zentrum des Dialogs, um den notwendigen nachhaltigen Übergang zu gewährleisten. ■
Quelle: Le temps.24.10.2022 www.letemps.ch Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors Patrick Odier